
Mitreissende virtuose
Sommerfrische mit
Tiefgang zum
Saisonabschluss
_______
BASEL/Stadtcasino Collegium Musicum Basel:
«Mitreissend: Kevin Chen» Kevin Chen (Klavier) Jan Schultsz (Musikalische Leitung)
21.06.2025 | Konzert/Liederabende
Ein veritables musikalisches Feuerwerk zündet das Collegium Musicum Basel (cmb) zum Schluss dieser Saison, in welcher Jan Schultsz seine «Feuertaufe» als neuer Chefdirigent des Orchesters mit Bravour bestand. Zum Saisonausklang bietet das cmb seinem Publikum im gut verkauften Musiksaal des Stadtcasinos Basel ein gefälliges, gut abgestimmtes Programm mit den Schwerpunkten auf Beethoven und Brahms.
Stimmungsvoll wird der Abend mit Beethovens «Ouvertüre zu «Egmont» op. 84» eröffnet. Mit grossem Engagement und äusserst präzisen Einsätzen führt Maestro Schultsz das Orchester, welches inspiriert und freudig musiziert, durch das Werk. Dabei fallen die ausdrucksstarke Dynamik und die sensible Phrasierung besonders auf. Der Dirigent lässt das Orchester zu dramatischen, kraftvollen Forti anschwellen und nimmt es zu feinen sensiblen Piani zurück. In den kraftvollen Stellen begeistern neben den fulminanten Streichern die strahlenden Blechbläser, in den leisen Stellen berühren die expressiven Holzbläser. Dirigent und Orchester setzen auf flotte Tempi – «Egmont» gerät frisch und festlich – fabelhaft! Das Publikum dankt mit kräftigem Applaus!
Erst 20 Jahre ist er jung, mehrfach preisgekrönt, bereits fest in der kanadischen Kulturlandschaft verankert – und nun dabei, Europa und den Rest der Welt (weiter) zu erobern – was ihm zweifellos gelingen wird: Kevin Chen. In Basel präsentiert er sich mit Ludwig van Beethovens «1. Klavierkonzert in C-Dur, op.15». Und dies macht er mit technischer Virtuosität, welche gerade für einen so jungen Künstler aussergewöhnlich ist und ihresgleichen sucht. Bei seinem Vortrag bleibt der junge Pianist in der Gestaltung jugendlich elegant – sprich: sich selbst treu – ohne dabei Beethovens Konzert die musikalische Tiefe zu nehmen. Jan Schultsz und das cmb nehmen diesen Ansatz auf und begleiten den Solisten mit viel Frische. Jugendlich lyrisch berührt dieses Zusammenspiel im zweiten Satz, was beim Publikum spontanen Zwischenapplaus auslöst. Besonders witzig und charmant gerät das finale Rondo – wirklich «allegro scherzando» – welches Kevin Chen als wahrer Wirbelwind rasant eröffnet, Dirigent und Orchester ziehen vergnügt mit. Festlicher Glanz pur! Mit Chopins Etüde Opus 10, Nr. 8 als Zugabe verabschiedet sich der Ausnahmepianist mit fulminant-schwungvoller Leichtigkeit – als wäre das alles gar nichts … – vom begeisterten Basler Konzertpublikum – und kehrt hoffentlich recht bald wieder an die Stadt am Rheinknie zurück!
Nach der Pause erklingt die «2. Sinfonie in D-Dur, op.73» von Johannes Brahms. Auch hier setzen Jan Schultsz und das Collegium Musicum auf musikalische Frische, Dynamik, vollen Klang und auf angemessen zügiges Tempo, was der Aufführung übermässige Schwere nimmt, ohne dabei den durch die Musik geforderten Tiefgang zu mindern. Dies ermöglicht Maestro Schultsz durch sein leidenschaftliches, eindeutiges Dirigat, welches vom Orchester mit grösster Spielfreude engagiert umgesetzt wird. Mit grossem musikalischem Ausdruck agieren die bestens aufeinander abgestimmten Streicher, die feinsensibel aufspielenden Holz- sowie die majestätisch strahlenden Blechbläser und die äusserst präzisen Pauken. Gekonnt schwillt auch hier der Orchesterklang zu kraftvoller Grösse an, um im nächsten Moment wieder zum sensiblen, ausdrucksstarken Piano zurückzufinden. Der «Dialog» zwischen den Streichern und den Holzbläsern im zweiten Satz bildet genauso ein Highlight für sich, wie auch der kraftvolle, dynamische vierte Satz – eine wunderbare Aufführung, voller musikalischer Farbe! So abwechslungsreich und innerlich differenziert habe ich die «Zweite Brahms» schon lange nicht mehr erlebt.
Nächste Spielzeit erklingen vom cmb «Jubelklänge» – das Orchester begeht seinen 75. Geburtstag. Zu den Gratulanten werden unter anderem die Violinistin Arabella Steinbacher, die Mezzosopranistin Tanja Ariane Baumgartner sowie die Pianistin Lise de la Salle und der Basler Bach-Chor gehören. Die «Basler Merkerei» bleibt dran – und feiert freudig mit!
von Michael Hug